Informationen zum Titel »Es ist zwanzig Jahre her, dass ich – jung und glücklich wie
ich damals war – dieses Tagebuch mit der Geschichte meiner
Liebe zu Ljowotschka (Lew Tolstoi) begann. Nun aber,
zwanzig Jahre später, sitze ich schon die ganze Nacht allein
hier, lese alles wieder und beweise meine Liebe. Denn es
ist das erste Mal, dass Ljowotschka mich alleine lässt und
in seinem Arbeitszimmer schläft. […] Mit erregter Stimme
schrie er heute plötzlich, es sei sein sehnlichster Wunsch,
die Familie zu verlassen. […] Ich flehe Gott an, er möge
mich sterben lassen; denn seitdem ich fühle, dass ich Ljowotschkas
Liebe verloren habe, weiß ich, dass ohne diese
Liebe für mich das Leben unerträglich ist.«
Sofja Andrejewna Tolstaja (1844–1919) heiratete mit 18 Jahren den
fast doppelt so alten, schon damals berühmten Schriftsteller Lew
Tolstoi und lebte mit ihm 48 Jahre lang bis zu seinem Tod in einer
hochkomplizierten Ehe.
In all diesen Jahren trug sie die ganze Last des praktischen Lebens,
brachte 13 Kinder zur Wekt, schrieb Tolstois Manuskripte ab, wurde
seine Verlegerin und kämpfte beharrlich, verzweifelt und immer
aussichtsloser gegen seinen Drang sich zu entfernen von ihr, der
Familie, dem „gottlosen“ Leben überhaupt.
Ihre Tagebücher legen beredt Zeugnis ab von ihrem nicht einfachen
Leben als Ehefrau eines Genies. |